Online-Bibliothek kanonischer Texte
Verlag LiteraturWissenschaft.deMarburg an der Lahn
Online-Bibliothek kanonischer Texte aus der deutschen Literaturgeschichte.
Zum Inhalt
Enthält die vollständigen Texte und kommentiert sie mit Angaben zur Entstehung, zu Erstdrucken, zur Vorlage der jeweils publizierten Fassung und mit Hinweisen zu einschlägigen Textausgaben und zur Sekundärliteratur. Die Bibliothek befindet sich im Aufbau. Die Auswahl wird ständig erweitert, die Kommentierung laufend aktualisiert und ergänzt. - Nur für Onlineabonnenten von literaturkritik.de zugänglich.
Bisher liegen vor: Lessing: Emilia Galotti - Nathan der Weise - Goethe: Die Leiden des jungen Werther - Goethe: Faust I - Schiller: Kabale und Liebe - Schiller: Don Karlos - Kleist: Das Erdbeben in Chili - Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts - Hebbel: Maria Magdalena - Kafka: Das Urteil - Kafka: Die Verwandlung - Kafka: Der Prozeß
sowie eine kommentierte Sammlung kanonischer Gedichte ..
Inhaltsverzeichnis
Gotthold Ephraim Lessing: EMILA GALOTTI. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen
Der Prinz (an einem Arbeitstische voller Briefschaften und Papiere, deren einige er durchläuft). Klagen, nichts als Klagen! Bittschriften, nichts als Bittschriften! - Die traurigen Geschäfte; und man beneidet uns noch! - Das glaub ich; wenn wir allen helfen könnten: dann wären wir zu beneiden. - Emilia? (Indem er noch eine von den Bittschriften aufschlägt und nach dem unterschriebenen Namen sieht. ) Eine Emilia? - Aber eine Emilia Bruneschi - nicht Galotti. Nicht Emilia Galotti! - Was will sie, diese Emilia Bruneschi? (Er lieset.) Viel gefodert, sehr viel. - Doch sie heißt Emilia. Gewährt! (Er unterschreibt und klingelt, worauf ein Kammerdiener hereintritt.) Es ist wohl noch keiner von den Räten in dem Vorzimmer? Mehr dazu ...
Gotthold Ephraim Lessing: NATHAN DER WEISE. Ein dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen
Daja.
Er ist es! Nathan! - Gott sei ewig Dank,
Daß Ihr doch endlich einmal wiederkommt.
Nathan.
Ja, Daja; Gott sei Dank! Doch warum endlich?
Hab ich denn eher wiederkommen wollen?
Und wiederkommen können? Babylon
Ist von Jerusalem, wie ich den Weg,
Seitab bald rechts, bald links, zu nehmen bin
Genötigt worden, gut zweihundert Meilen;
Und Schulden einkassieren, ist gewiß
Auch kein Geschäft, das merklich födert, das
So von der Hand sich schlagen läßt. Mehr dazu ...
Johann Wolfgang Goethe: DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
Was ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammlet, und leg es euch hier vor, und weis, daß ihr mir's danken werdet. Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, und seinem Schicksaale eure Thränen nicht versagen. Und du gute Seele, die du eben den Drang fühlst wie er, schöpfe Trost aus seinem Leiden, und laß das Büchlein deinen Freund seyn, wenn du aus Geschick oder eigner Schuld keinen nähern finden kannst. Mehr dazu ...
Johann Wolfgang Goethe: FAUST. Eine Tragödie
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Mehr dazu ...
Friedrich Schiller : KABALE UND LIEBE. Ein bürgerliches Trauerspiel
Miller steht eben vom Sessel auf und stellt sein Violoncell auf die Seite. An einem Tisch sitzt Frau Millerin noch im Nachtgewand und trinkt ihren Kaffee.
Miller (schnell auf- und abgehend) . Einmal für allemal! Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus wird verrufen. Der Präsident bekommt Wind, und kurz und gut, ich biete dem Junker aus. Mehr dazu ...
Friedrich Schiller : DON KARLOS. Infant von Spanien. Ein dramatisches Gedicht.
Domingo. Die schönen Tage in Aranjuez
Sind nun zu Ende. Eure königliche Hoheit
Verlassen es nicht heiterer. Wir sind
Vergebens hier gewesen. Brechen Sie
Dies räthselhafte Schweigen. Oeffnen Sie
Ihr Herz dem Vaterherzen, Prinz. Zu theuer
Kann der Monarch die Ruhe seines Sohns -
Des einz'gen Sohns - zu theuer nie erkaufen.
(Karlos sieht zur Erde und schweigt.) Mehr dazu ...
Heinrich von Kleist: DAS ERDBEBEN IN CHILI
In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken. Don Henrico Asteron, einer der reichsten Edelleute der Stadt, hatte ihn ungefähr ein Jahr zuvor aus seinem Hause, wo er als Lehrer angestellt war, entfernt, weil er sich mit Donna Josephe, seiner einzigen Tochter, in einem zärtlichen Einverständnis befunden hatte. Eine geheime Bestellung, die dem alten Don, nachdem er die Tochter nachdrücklich gewarnt hatte, durch die hämische Aufmerksamkeit seines stolzen Sohnes verraten worden war, entrüstete ihn dergestalt, daß er sie in dem Karmeliterkloster unsrer lieben Frauen vom Berge daselbst unterbrachte. Mehr dazu ...
Joseph von Eichendorff: AUS DEM LEBEN EINES TAUGENICHTS
Das Rad an meines Vaters Mühle braußte und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Thürschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: „Du Taugenichts! da sonnst Du Dich schon wieder und dehnst und reckst Dir die Knochen müde, und läßt mich alle Arbeit allein thun. Ich kann Dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Thüre, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb Dir selber Dein Brodt.“ – „Nun,“ sagte ich, „wenn ich ein Taugenichts bin, so ist's gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.“ Mehr dazu ...
Friedrich Hebbel: MARIA MAGDALENA
Das kleine Vorwort, womit ich meine Genoveva begleitete, hat so viel Mißverständniß und Widerspruch hervorgerufen, daß ich mich über den darin berührten Hauptpunct noch einmal aussprechen muß. Ich muß aber ein aesthetisches Fundament, und ganz besonders einigen guten Willen, auf das Wesentliche meines Gedankenganges einzugehen, voraussetzen, denn wenn die Unschuld des Worts nicht respectirt, und von der dialectischen Natur der Sprache, deren ganze Kraft auf dem Gegensatz beruht, abgesehen wird, so kann man mit jedem eigenthümlichen Ausdruck jeden beliebigen Wechselbalg erzeugen, man braucht nur einfach in die Bejahung der eben hervorgehobenen Seite eine stillschweigende Verneinung aller übrigen zu legen. Mehr dazu ...
Franz Kafka: DAS URTEIL
Es war an einem Sonntagvormittag im schönsten Frühjahr. Georg Bendemann, ein junger Kaufmann, saß in seinem Privatzimmer im ersten Stock eines der niedrigen, leichtgebauten Häuser, die entlang des Flusses in einer langen Reihe, fast nur in der Höhe und Färbung unterschieden, sich hinzogen. Er hatte gerade einen Brief an einen sich im Ausland befindenden Jugendfreund beendet, verschloß ihn in spielerischer Langsamkeit und sah dann, den Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, aus dem Fenster auf den Fluß, die Brücke und die Anhöhen am anderen Ufer mit ihrem schwachen Grün. Mehr dazu ...
Franz Kafka: DIE VERWANDLUNG
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen. Mehr dazu ...
Franz Kafka: DER PROZESS
Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen. K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm gegenüber wohnte und die ihn mit einer an ihr ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete, dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig, läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den er in dieser Wohnung noch niemals gesehen hatte, trat ein. Mehr dazu ...
Verlag LiteraturWissenschaft.de: Sammlung kanonischer Gedichte
Im folgenden publizieren wir eine Auswahl kanonischer Gedichttexte, deren Urheberrechte frei sind. Wir bemühen uns um die Abdruckrechte auch der anderen Gedichte aus unserer Kanon-Liste und stellen diese sobald wie möglich ebenfalls ins Netz. Mehr dazu ...