Raum – Gefühl – Heimat
Literarische Repräsentationen nach 1945
von Garbiñe Iztueta, Mario Saalbach, Iraide Talavera, Carme Bescansa, Jan Standke (Hg.)
Verlag LiteraturWissenschaft.de (TransMIT)Marburg an der Lahn 2017
312 Seiten
ISBN 978-3-936134-58-2
Preis: 19,80 €
Der Band dokumentiert die Ergebnisse einer internationalen Tagung, die im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt an der Universität des Baskenlandes in Vitoria-Gasteiz stattfand. Die Universität ist mit dem Projekt und mehreren Tagungen dazu ein europäisches Zentrum der expandierenden Heimatforschung geworden. Der Titel „Raum – Gefühl – Heimat“ signalisiert, dass der Bandes zwei neuere kulturwissenschaftliche Forschungsfelder aufgreift, die unter den Bezeichnungen „spatial turn“ und „emotional turn“ innovative Untersuchungsperspektiven angeregt haben.
Das Buch ist am 20. Juni 2017 erschienen.
Zum Inhalt
Die Zeiten, in denen literarische Heimatmotive unter pauschalem Kitsch-Verdacht standen, „Heimatkunst“ mit völkisch-nationalen Traditionen eng assoziiert und der Begriff „Heimat“ in intellektuellen Diskursen generell verpönt war, sind seit etlichen Jahren vorbei. Dem wiederbelebten Interesse an dem Thema in der Literatur und anderen Künsten sowie in den Massenmedien hat auch die literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung Rechnung getragen, ohne früheren Traditionen der Heimatverklärung verbunden zu bleiben. Die neuen Beiträge dazu in diesem Band dokumentieren die Ergebnisse einer internationalen Tagung, die im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt an der Universität des Baskenlandes in Vitoria-Gasteiz stattfand. Die Universität ist mit dem Projekt und mehreren Tagungen dazu ein europäisches Zentrum der expandierenden Heimatforschung geworden. Der Titel „Raum – Gefühl – Heimat“ signalisiert, dass der Bandes zwei neuere kulturwissenschaftliche Forschungsfelder aufgreift, die unter den Bezeichnungen „spatial turn“ und „emotional turn“ innovative Untersuchungsperspektiven angeregt haben. Der Frage, in welcher Weise Darstellungen von und Reflexionen über „Heimat“ in der deutschsprachigen Literatur seit 1945 mit räumlichen Vorstellungen und mit Emotionen unterschiedlicher Art verbunden sind, gehen die Beiträge unter Schlüsselbegriffen wie „Fremde“, „Interkulturalität“, „Gedächtnis/Erinnerung“ und „Diskursivität“ nach. Zu den Autorinnen und Autoren, die dabei besondere Beachtung finden, gehören unter anderen Anna Seghers, Uwe Johnson, W. G. Sebald, Christoph Hein, Herta Müller, Terézia Mora, Yoko Tawada und Saša Stanišić. Nicht zuletzt die Vertriebenen- und Flüchtlingsproblematik nach dem Zweiten Weltkrieg wie in der Gegenwart findet dabei besondere Beachtung. Ein abschließendes Kapitel kann im Blick auf die politischen, intellektuellen und kulturellen Kontroversen zum Begriff „aberria“ in der baskischen Kultur vor Augen führen, dass dieser dort ähnlich problematisch, vielschichtig und emotionsbeladen ist wie „Heimat“ in der deutschen.
HerausgeberInnen
Garbiñe Iztueta, Dr. phil., ist seit 2000 Dozentin der Germanistik an der Universität des Baskenlandes. Seit 2012 beschäftigt sie sich mit Körper- und Raumfigurationen sowie Heimat in Zusammenhang mit dem spatial turn und emotional turn.
Mario Saalbach, Prof. Dr. phil., ist seit 1995 ord. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität des Baskenlandes. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutschsprachige Gegenwartsliteratur, literarische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Rezeptionsforschung.
Iraide Talavera, cand. phil., promoviert seit 2014 an der Universität des Baskenlandes zu autobiographischen Aspekten der weiblichen Kinder- und Jugendliteratur in Spanien, Deutschland und Großbritannien.
Carme Bescansa, Dr. phil., ist seit 2001 Dozentin der Germanistik an der Universität des Baskenlandes. Zentrale Deskriptoren ihrer Forschungstätigkeit sind Heimat und spatial turn, Gendernarrative sowie deutschsprachige Literatur aus Ostmitteleuropa.
Jan Standke, Prof. Dr. phil., lehrt Literaturdidaktik an den Universitäten Magdeburg und Braunschweig. Er ist Herausgeber der Zeitschrift Literatur im Unterricht. Texte der Gegenwartsliteratur für die Schule. Seine Forschungsschwerpunkte sind literarisches Lernen, Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht sowie Inklusion und Literaturdidaktik.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung der HerausgeberInnen 5
Thomas Anz
Heimatgefühle. Literarische Techniken der Emotionalisierung in der Repräsentation prototypischer Räume und Szenarien 17
1. Heimat und Fremde
Yuko Nishio
„Die Fremde war immer gut für ihn gewesen, wenn auch nicht zu ihm.“ Über das Fremdsein in Uwe Johnsons Jahrestage 39
Mario Saalbach
Heimat und Fremde in Christoph Heins Roman Landnahme 55
Karolina Sidowska
Heimatlos oder doppelt beheimatet? Polnische Prosa aus Deutschland 69
2. Heimat und interkulturelle Räume
Gesa Singer
Heimat-Gefühle in deutschsprachiger interkultureller Literatur 85
Luísa Afonso Soares
Transitdasein oder irgendwo Zuhause? Emotionen und Affekte in Texten von Yadé Kara 101
Yun-Young Choi
Heimat-en statt Heimat in der Migrantenliteratur 115
3. Heimat im Gedächtnis
Fernanda Mota Alves
Unheimliche Heimat Europa. Geschichtsbewusstsein und Melancholie
in G. W. Sebalds Werk 131
Sabine Egger
Magischer Realismus als Modus einer transgenerationellen ‚felt history‘. Heimat, Flucht und Vertreibung in Sabrina Janesch’s Katzenberge 141
Mario Huber
Die Erinnerungs-Kartografie der Provinz samt „Es war einmal ...“.
Saša Stanišićs Roman Vor dem Fest als Versuch einer intersubjektiven Gegenwartsfindung 157
Iraide Talavera
Wandel des Heimat-Begriffs in Judith Kerrs Exil-Trilogie 173
4. Heimat im Diskurs: zwischen Fluss und Konstrukt
Withold Bonner
Der melancholische Hamlet. Zur Verflechtung von Narration,
Heimat und Wasser in Anna Seghersʼ Erzählung Überfahrt. Eine Liebesgeschichte 187
Garbiñe Iztueta
„Phantomschmerz im Erinnern“ bei Herta Müller: Heimat als
konstruierter und dekonstruierter Raum 205
Carme Bescansa
„Dieses Land kann mich kreuzweise“. Emotion und Raum bei der Gestaltung von Heimat als Seltsame Materie (Terézia Mora) 223
Lesley Penné
Land ohne Heimat?: Heimatbegriff in der deutschsprachigen belgischen Gegenwartsliteratur 235
5. Sondersektion: Heimat/Aberria in der baskischen Literatur
Ludger Mees
Wie heißt die Heimat? Toponyme als symbolische Schlachtfelder in der Geschichte des baskischen Nationalismus 253
Izaro Arroita / Mari Jose Olaziregi
My dear Basque Country, I can't love you anymore… The representation of nation in contemporary Basque literature 273
Lourdes Otaegi / Alexander Gurrutxaga
Where Is Basque’s Harbour? From The Old Heimat To The Space Of Conflict 283
Zu den Autorinnen und Autoren des Bandes 299