überallundnirgends
2017 mit 74 - Ein Tagebuchroman
von Heide Tarnowski
Verlag LiteraturWissenschaft.deMarburg an der Lahn 2021
554 Seiten
ISBN 978-3-936134-85-8
Preis:
Buch: 29,80 €
eBook: 9,80 €
Irgendwo im Nirgendwo Süddeutschlands lebt Heide Tarnowski sommers wie winters in ihrem kleinen Haus am Waldrand. Parallel zur gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik lässt sie dort die psychischen Schatten der eigenen Flucht aus Ostpreußen vorbeiziehen. Tagesaktuelles Geschehen mischt sich mit ihrer Vergangenheit, ihren Erinnerungen an frühere Reisen nach Polen, Palästina und Westafrika, vor allem Timbuktu. Zusammenhänge werden sichtbar, Heute und Damals vermischen sich zu einem bunten Bild einer seelischen Landschaft, wie sie nur ein Mensch zeichnen kann, der vorbehaltlos bereit ist, sein verborgenes Ich zu reflektieren.
Mit ihrem Tagebuchroman überallundnirgends nimmt Heide Tarnowski den Leser mit in ihr inneres Erleben des Jahres 2017. Lässt man sich darauf ein, kann man in der intimen Erzählung der 74-Jährigen erkennen, wie sich die Geschichte der Welt im Leben und Erleben eines jeden einzelnen Menschen spiegelt.
Das Buch ist die gedruckte Fassung (ohne Fotos) einer 2020 in Fortsetzungen online veröffentlichten Sonderausgabe von literaturkritik.de. Es ist am 1. Juli 2021 erschienen und kann hier bestellt werden. Eine E-Book-Fassung (pdf) mit Fotos ist hier seit November 2021 ebenfalls erhältlich. Buchhandlungen können ihre Bestellungen des gedruckten Buches an buchbestellung@literaturkritik.de schicken.
Eine Rezension von Karin Perz zu dem Buch ist am 4. September 2021 in dem Augsburger Kulturportal a3kultur erschienen.
Zum Inhalt
Der Tagebuchroman von Heide Tarnowski entfaltet auf sehr eigene Weise tiefsinnig und vergnüglich den Plot des spannungsreichen Lebens einer 74-jährigen welterfahrenen deutschen „Heimatvertriebenen“.
Die Autorin lebt in selbstgewählter Einsamkeit in einem kleinen Haus am Waldrand irgendwo in Süddeutschland und schreibt entlang des Jahres 2017 Tagebuch.
Die Perspektive des Flüchtlingskindes im Schwäbischen, der Hausfrau und Mutter, später der geschiedenen Universitätsdozentin und der allein Reisenden, bilden einen prallen Resonanzraum, der die Geschehnisse des Jahres 2017 auf eine eigene Art zum Klingen bringen kann.
Selbst Flüchtling aus dem ehemaligen Ostpreußen, erreichen die Tagebuchschreiberin die Krisen der Gegenwart. Die Autorin verfolgt die aktuellen Ereignisse, und lässt assoziativ ihre eigene Familiengeschichte – das Erlebnis der Flucht, der traumatisierte Vater, das ambivalente Verhältnis zu ihrer Mutter und das Leben als Flüchtling in Bayern – in Rückblenden mit Hilfe alter Tagebuchaufzeichnungen und Texte auftauchen.
Dazu kommen Geschichten, die sie über ihre Reisen geschrieben hat. Sie nimmt die Leser mit, wenn sie von Syrien und Israel – am liebsten allein und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs – in den neunziger Jahren erzählt: Aleppo, Palmyra, Damaskus, Jerusalem und Nazareth. Auch die Erfahrungen als Gastdozentin in Ouagadougou, Burkina Faso und Cotonou, Benin, tauchen immer wieder auf. Zuletzt die vielen Aufenthalte in Mali, Timbuktu und immer wieder Timbuktu, bis es dort zu gefährlich wurde. Timbuktu ist durch regen E-Mail- und Telefonkontakt in ihrem Alltag, wenn sie die Freunde bis heute aus der Ferne unterstützt und von Deutschland aus ein Internetcafé einrichtet – vergeblich: Die Islamisten kamen wieder und zerstörten alle Geräte.
Dieser Weitwinkel wechselt ab mit manchmal lyrischen Nahaufnahmen. Der Alltag der Autorin ist sehr überschaubar geworden. Das Wasser kommt aus dem Brunnen und die Wärme von dem Holz, das der Garten abwirft. Sommers wie winters schläft sie unter freiem Himmel. Nach einer Reihe von einschneidenden Erlebnissen in ihrer Vergangenheit hat sie bewusst dieses Leben in Abgeschiedenheit gewählt – inklusive der damit verbundenen Schattenseiten, wie dem Alleinsein oder mangelnden Komfort. Das Tagebuch ist eine melancholische Liebeserklärung an die Natur und gleichermaßen an ihr Leben.
Sie reflektiert über Egoismus und Ehrlichkeit, Freude und Trauer. Erzählt von ihren Sorgen rund um das Altwerden, von spannenden Begegnungen, lieb gewonnenen Weggefährten und den letzten Tagen mit einem an Krebs erkrankten Freund. Existenzielle Themen wie Trauer, Tod und Krankheit scheinen auf, bis zu dem tiefsten Schmerz, den ein Mensch erleben kann, den Verlust ihrer älteren Tochter, die sich im Alter von 29 Jahren das Leben genommen hat.
Wandlungen im Blick auf die Welt im Lauf eines langen Lebens werden angedeutet, als Stufen eines Weges bis hin zu dem Übergang, den sich die Tagebuchschreiberin dort vorstellt, wo sie noch heute lebt.
Autorin
Heide Tarnowski wurde 1943 in Masuren, damals Ostpreußen, geboren. 1945 floh sie mit ihren Eltern erst nach Sachsen und dann nach Oberfranken und schließlich nach Augsburg, wo sie bis zum Abitur lebte. In Tübingen und München studierte sie Literaturwissenschaft und Philosophie und promovierte später mit einer Dissertation über Arthur Schnitzlers Flucht in die Finsternis. Heide Tarnowski war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Augsburg und übernahm Kurzdozenturen an den Universitäten von Ouagadougou, Burkina Faso, und Cotonou, Benin. Sie schreibt Romane und Reisereportagen.
Siehe auch:
über mich
Von Heide Tarnowski
Inhaltsverzeichnis
Roman und Autorin
Nach dem Schreiben – am 31.1.2018
Mondmonat Januar - Februar
12.1.2017 – Wassermusik. Flussfahrt auf den Niger in Mali
13.-22.1.2017 – Blumen aus Eis
23.-29.1.2017 – vierundsiebzig
30.1.-3.2.2017 – Timbuktu am Telefon
Mondmonat Februar - März
19.-22.2.2017 – erste Reise allein
Mondmonat März - April
21.-30.3.2017 – draußen schlafen
Mondmonat April - Mai
20.-24.4.2017 – Die andere Seite der Hoffnung
3.-5.5.2017 – Meine Katzen sind tot
6.5.2017 – Das Lachen der gelben Engel
Mondmonat Mai - Juni
11.5.2017 – Der Gott ist aus Schrott
13.-14.5.2017 – Nix da Fort-da. Mutti ist traurig
25.5.-5.6.2017 – Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Mondmonat Juni - Juli
Mondmonat Juli - August
10.-15.7.2017 – Schären und Fähren
28.-30.7.2017 – Finnland, danach
31.7.-7.8.2017 – Taufe in Tombouctou
Mondmonat August - September
8.-13.8.2017 – Sand in den Augen
29.8.-1.9.2017 – Zweimal Tabakski
Mondmonat September - Oktober
Mondmonat Oktober - November
7.-17.10.2017 – die schönen Tage
18.-20.10.2017 – geb. 19.10.1965
25.10.-2.11.2017 – viele Herbste