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Autor
Chemie-Nobelpreis 2015, DNA und Denkcomputer
Leseproben
Zukunftsprognosen

Aufstand der Denkcomputer

Roman

von Richard M. Weiner

Weiner_Denkcomputer
Verlag LiteraturWissenschaft.de
Marburg an der Lahn 2014
322 Seiten
ISBN 978-3-936134-41-4

Preis:
Buch: 16,80
eBook: 4,90


Der Zukunftsroman spielt in einer Zeit, in der die Computer den Menschen immer ähnlicher werden — und die Menschen den Computern. Die „Denkcomputer“ streiken, fordern gleiche Rechte wie die Menschen, kämpfen gegen Diskriminierung, geben sich eine Verfassung und werden schließlich als vollwertige Bürger anerkannt. Doch die Denkcomputer denken nicht nur, sondern fühlen auch, lieben und leiden...

Trailer bei YouTube:

 

 

Chemie-Nobelpreis 2015, DNA und Denkcomputer: Richard M. Weiner über eine Analogie

Sind wir alle programmierte Denkcomputer? (Is the Universe a Simulation? We are more likely to be living in a simulated world than the real one. New York Times, 14.2.2014)

Oskar 2015 für den Film The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben über den Informatiker Alan Turing, der für diesen Roman eine wichtige Rolle spielt. Siehe Leseproben!

Beiträge dazu wie zu dem Roman sind als Leserbriefe zu der Buchvorstellung in literaturkritik.de möglich und willkommen!

Beim Erwerb des E-Books wird dieses vom Verlag durch die Zusendung eines Links zu drei Versionen (pdf, epub, mobi) zugänglich gemacht, die Käufer alle auf ihre eigenen Lesegeräte speichern können. Die Version im mobi-Format (Kindle) ist auch bei Amazon erhältlich. 2016 hat Richard M. Weiner bei Amazon selbst eine ins Englische übersetzte Fassung des Romans als E-Book und als gedrucktes Buch veröffentlicht.

Eine Fortsetzung des Romans ist am 2. Juli 2020 erschienen.



Zum Inhalt

Der erfolgreiche Psychoanalytiker George Wilson verliebt sich in Paris anlässlich eines Kongresses über „Künstliche Intelligenz“ in eine außergewöhnliche Frau. Obwohl er mit ihr ein Verhältnis hat, wird ihm ihr Geheimnis erst Jahre später bei einer Wiederbegegnung während der Wagner-Festspiele in Bayreuth bewusst. Der Zukunftsroman spielt in einer Zeit, in der die Computer den Menschen immer ähnlicher werden — und die Menschen den Computern. Die „Denkcomputer“ streiken, fordern gleiche Rechte wie die Menschen, kämpfen gegen Diskriminierung, geben sich eine Verfassung und werden schließlich als vollwertige Bürger anerkannt. In ihrer aufgeklärten und menschenfreundlichen Rationalität zeichnet sich die Utopie einer besseren Welt ab, in der die Schwächen menschlicher Unvernunft überwunden sind. Doch die Denkcomputer denken nicht nur, sondern fühlen auch, lieben und leiden. Einer wird sogar schizophren und lässt sich psychoanalytisch behandeln. Mit Erfolg.

Nach seinem Roman „Das Miniatom-Projekt“ reflektiert der Physiker Richard M. Weiner in seiner spielerisch gewitzten, zuweilen auch satirischen Phantasie über eine Zukunft, der die Gegenwart bereits ganz nahe gerückt ist, über die anthropologischen Grenzziehungen zwischen Mensch und Maschine und mit ihnen zugleich über die zwischen Mensch und Tier, dem Eigenen und dem Fremden, der Natur und der Kultur, dem Leben und dem Tod. Und über das Glück.

Autor

Richard M. Weiner, geboren am 6.2.1930 in Czernowitz, überlebte dort das jüdische Ghetto und promovierte 1958 an der Universität Bukarest. 1969 gelang dem Atomwissenschaftler, der mit seinen wichtigen Entdeckungen manchem Kollegen nobelpreisverdächtig erschien, die Flucht aus Rumänien in den Westen, wo er zunächst am Europäischen Zentrum für Kernforschung (CERN) und dann an der Universität Marburg als Professor für Theoretische Physik arbeitete. 1970-1972 war er Visiting Professor an der Indiana University, USA, 1972-1973 Senior Visiting Fellow im Imperial College an der London University, 1976-1996 Consulting Scientist im Los Alamos National Laboratory an de University of California, 1980-1990 Visiting Scientist an der University of California in Berkeley. Ab 1995 forschte Weiner am Laboratoire de Physique Théorique in der Université Paris-Sud.

2000 erschien sein Buch „Introduction to Bose-Einstein Correlations and Subatomic Interferometry“, 2008 „Analogies in Physics and Life. A Scientific Autobiography“, 2006 sein erster Roman „Das Miniatom-Projekt“, 2014 der Roman „Aufstand der Denkcomputer“. Richard M. Weiner lebte zuletzt ganz in Marburg, wo in seiner Fortsetzung dieses Romans  bei Grabungen an einer Baustelle das „Tagebuch eines Denkcomputers“ (2020) entdeckt wird. Er starb am 13. August 2020.

 

Chemie-Nobelpreis 2015, DNA und Denkcomputer

Richard M. Weiner über eine auffällige Analogie:

DNA Selbstkorrektur – Denkcomputer Selbstprogrammierung

Das wichtigste Molekül des Lebens ist die DNA. In ihr sind alle Informationen gespeichert, die für die Entstehung von Organismen, ihr Überleben und ihre Vermehrung notwendig sind.

Doch äußere Einflüsse wie z.B. UV-Strahlung beschädigen das Erbgut ständig. Drei Forscher haben entschlüsselt, wie sich das Erbgut selbst repariert und haben dafür den 2015 Chemie-Nobelpreis erhalten.

Denkcomputer verhalten sich durch ihr Denkvermögen wie Lebewesen. Ihre Funktionen werden von Programmen geleitet, welche die Rolle der DNA im Leben spielen. Kommen Fehler in den Programmen vor, funktionieren die Computer fehlerhaft und liefern fehlerhafte  Resultate. Solche Fehler können, wie auch bei Lebewesen, durch äußere Einflüsse zustande kommen. Während bei Lebewesen diese schädlichen äußeren Einflüsse z. B. aus UV-Strahlung bestehen, sind es im Falle der Denkcomputer die menschlichen Programmierer, welche Fehler im Schreiben der Programme machen. Die im Roman (Kap. 14, siehe Leseproben!) beschriebene Entdeckung, die der Computerfachmann Boris gemacht hat, besteht darin, dass Denkcomputer sich selbst programmieren und somit solche Fehler korrigieren können, ähnlich wie die beschädigte DNA sich selbst repariert.

 

Leseproben

Aus dem Kapitel

2. Kongress über Künstliche Intelligenz

„Ich bin davon fest überzeugt: Dank dieser neuen Fortschritte werden Computer binnen wenigen Jahrzehnten ein mit dem menschlichen durchaus vergleichbares Intelligenzniveau erreichen.“

Mit dieser Prophezeiung beendete Thomas Hawthorne sein Referat über die Rolle der Elementarteilchenphysik in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Die Plenarsitzung des 20. Internationalen Kongresses für Künstliche Intelligenz (KI) fand im großen Auditorium der Sorbonne statt. Die fünfhundert Teilnehmer, darunter fast alle KI-Experten von Weltruf, waren wie elektrisiert und das Auditorium summte wie ein Bienenschwarm. Die vielen erhobenen Hände zeigten den Wunsch der Hörer, sich an der folgenden Diskussion zu beteiligen. Einer der Teilnehmer hielt sogar beide Hände hoch, was deutlich machen sollte, wie dringend sein Bedürfnis, zu Wort zu kommen, war. Alle Fragen konzentrierten sich auf zwei Hauptpunkte, die der Vorsitzende schließlich wie folgt zusammenfasste:

„Es gibt vor allem zwei Bedenken: Das menschliche Hirn enthält einige Hundert Milliarden Neuronen, von denen jedes Tausende von Synapsen besitzt. Es wären also Millionen von Milliarden konventioneller Transistoren erforderlich, um, rein rechnerisch, ein Hirn zu ersetzen.“

Dieses Argument wurde von Hawthorne souverän zurückgewiesen mit der Bemerkung: „Sie vergessen, dass die integrierten Schaltkreise und Chips schon heute Tausende von Megabytes, das Äquivalent zehner Milliarden von Transistoren, enthalten. Und erfahrungsgemäß kann man alle drei Jahre mit einer Verzehnfachung der Speicherkapazität dieser Chips rechnen.“

Der zweite Einwand war schwerwiegender: „Computer werden nie imstande sein, so komplexe Operationen wie das menschliche Hirn durchzuführen. Die Funktion des Hirns ist vollkommen anderer Natur als die der Computer. Computer führen einfache arithmetische Operationen aus, das Hirn vollbringt jedoch komplexe Operationen, wie Mustererkennung, die nicht auf rein arithmetische reduzierbar sind.“ Und um diesen Punkt hervorzuheben, ergänzte der Vorsitzende diesen Einwand mit der Bemerkung: „Für mich bedeutet Mustererkennung unter anderem auch Gefahrenerkennung, Nahrungserkennung, Partnererkennung: Das Überleben aller Lebewesen hängt davon ab.“

Der Redner war aber auch von diesem Argument nicht beeindruckt: „Gerade hier knüpfen die neuen Entwicklungen der Elementarteilchenphysik an, die ich erwähnt habe. In den letzten Jahren ist man zum Schluss gekommen, dass das, was man bisher als elementares, punktförmiges Teilchen betrachtet hat, in Wahrheit ein ausgedehntes, saitenartiges Objekt – ein String – ist. Dieser String existiert nicht in nur drei Dimensionen, sondern in zehn. Und darum“ – der Referent machte eine Pause, um das, was folgen sollte, hervorzuheben, und wandte sich dabei an den Vorsitzenden – „ist ein String einem Neuron viel ähnlicher als einem Transistor, der bis heute der Baustein der Computerindustrie ist. Darum ist der String auch viel geeigneter, um komplexeOperationen durchzuführen.“

Unter den anwesenden KI-Experten gab es eine ansehnliche Anzahl von Physikern. Aber keiner von ihnen – von den Nichtphysikern, die in der Mehrzahl waren, nicht zu reden – konnte den Ausführungen des Redners folgen. Er war der einzige Elementarteilchenphysiker im Saal. Trotzdem, oder vielleicht gerade darum, nickten die meisten Teilnehmer zustimmend: Er musste schließlich wissen, wovon er redete, immerhin hatte er voriges Jahr für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Stringtheorie den Nobelpreis erhalten.

Im Publikum saß aber auch eine junge Dame, die schmunzelnd die Diskussion verfolgte.

„Sie scheinen sich zu amüsieren; finden Sie diese Ideen nicht weit hergeholt?“, fragte sie ihr Nachbar. Er hatte sie während des Vortrags andauernd beobachtet. Sie hatte das bemerkt, aber nicht darauf reagiert, was ihn nicht zu entmutigen schien. Es gelang ihm sogar, ihren Namen und den ihrer Institution von der Plakette auf ihrer Bluse abzulesen, obwohl diese zum Teil von einem Schal verdeckt war. Der Name Solange Darboux sagte ihm nichts, aber der Name der Institution, die Schweizerische Kommerzbank, war ihm wohlbekannt.

„Ganz im Gegenteil, ich glaube sogar, dass er die Zeitspanne, bis wann die künstliche Intelligenz die menschliche erreichen wird, bei Weitem überschätzt.“

„Sie meinen also wirklich, dass Computer wie Menschen werden denken können?“

„Ja, durchaus. Zum Teil tun sie das bereits. Sie sind eher skeptisch?“

„Ich bin weder Physiker noch Computerexperte, bloß Psychologe“ – es klang wie eine Armutserklärung – „und wage mich daher nicht zu äußern; übrigens, ich heiße George Wilson.“

[...]

 

Aus dem Kapitel

14. Autosteuerung

[...]

„Jede schlechte Nachricht enthält auch eine gute. Vielleicht ist der Fehler in [dem Betriebssystem] Doors 15 ein Indiz dafür, dass wir aufhören müssen, Doors zu verbessern.“

„Wir sollen aufhören, es zu verbessern? Soll das bedeuten, dass wir es der Konkurrenz überlassen sollen, das System zu verbessern?“

„Nicht der Konkurrenz, sondern sich selbst.“

„Sich selbst?“ Gus, aber auch die anderen, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Boris erklärte ihnen, was er meinte. „Chaos ist eine Eigenschaft von komplexen Systemen. Und solche Systeme haben ihre eigene Logik, sie heißt Fuzzy-Logik, unscharfe Logik. Auch unsere Sinne funktionieren zum Teil nach den Gesetzen der Fuzzy-Logik.“

„Und was hat das mit unserer Farm zu tun?“, wiederholte Gus.

„Genau wie lebende Organismen können auch Fuzzy-Logik- Systeme aus ihren Fehlern lernen, indem sie die Werte, die mit den verschiedenen Wahrscheinlichkeiten assoziiert sind, kontinuierlich ändern. Mit anderen Worten, sobald der Computer die Tendenz hat, sich aufzuhängen, sollten wir ihm die Möglichkeit geben, die Inputs, die der Benutzer eingegeben hat, ein ganz klein wenig zu ändern und denRechenprozess zu wiederholen. Und das solange, bis er sich nicht mehr aufhängt.“

Boris’ Idee erwies sich als richtig, nach dieser Änderung lief Doors anstandslos. Doors Inc. rief alle Doors 15-Computer zurück und führte die von Boris vorgeschlagene „Befreiung“ ein. Dann patentierten sie die Idee der Autosteuerung und nannten das neue Betriebssystem Roof, zu Deutsch Dach. Der Name sollte suggerieren, dass dieses Betriebssystem nicht mehr zu übertreffen war. Das neue System wurde nicht nur ein Kassenerfolg auf dem Computermarkt, es fand bald auch Anwendung auf einem ganz anderen Gebiet.

 

Aus dem Kapitel

18. Merkwürdige Beobachtungen, neue Funktionen

[...]
„Übrigens“, sagte Boris nachdenklich, „ich habe mir die
Frage gestellt, wodurch sich diese ‚fortgeschrittenen‘ Roboter,
nennen wir sie ‚humanoide‘, von Menschen unterscheiden
würden?“
„Eine gute Frage. Um sie zu beantworten, bräuchten wir
viel umfangreichere und zeitraubende Tests. Also vergessen
wir das Ganze.“
„Vielleicht hast du Recht. Aber, da du das Wort Test erwähnst,
wir könnten jetzt die Roboter dem Turing-Test unterwerfen.
Erinnerst du dich noch an seine Wette?“
Gus dachte einen Augenblick nach: „Du meinst die Wette,
dass es Menschen gelingen sollte, in fünfzig Jahren einen
Computer so zu programmieren, dass nur 70 % von Prüfern
ihn von einem Menschen unterscheiden könnten?“
„Ja, die meine ich“, erwiderte Boris.
„Aber das war 1950. Zu jener Zeit war das tatsächlich eine
gewagte Wette. Heute sind viele, wenn nicht die meisten
Einwände gegen seine These, dass Computer menschliche
Intelligenz erreichen werden, schon widerlegt und er hat
sich als Prophet erwiesen.“

[...]

 

Aus dem Kapitel

30. Wir haben keine Wahl

Dass sich seine Hoffnung, das Computerproblem würde
sich von selbst lösen, so schnell als trügerisch erweisen
sollte, hätte Woods nicht erwartet. Der Präsident hatte Gus
seine Handynummer gegeben, „für alle Fälle“ – und schon
sechs Tage nach seiner Unterredung mit Gus im Rosengarten
meldete sich dieser wieder und ersuchte dringend um
ein weiteres Gespräch. Gus brachte diesmal, mit Einwilligung
von Woods, auch Boris mit, der die letzten Aufnahmen
der Komiteesitzung bei sich hatte und sie dem Präsidenten
vorspielte. Die Unterredung fand im abhörsicheren
Raum des Weißen Hauses statt.
„Glaubt ihr wirklich, dass sie einen weltweiten Generalstreik
organisieren können?“, war Woods’ erste Reaktion.
„Was am Frankfurter Flughafen passiert ist, beweist das
eindeutig“, erwiderte Boris. „Ich war zufälligerweise selbst
davon betroffen.“
„Wollt ihr sagen, wir sind ihnen ausgeliefert, wir haben
keine Wahl, als ihren Forderungen nachzukommen?“
„Ich fürchte ja“, sagte Gus.
„Seid ihr euch bewusst, was das bedeutet? Wir begeben
uns in die Hände von Maschinen. Ihr könnt sie meinetwegen
eine neue Art von Lebewesen nennen, aber es sind
trotzdem Maschinen.“
„Wir sind bereits in ihren Händen“, bemerkte Gus trocken,
„sie können zu jeder Zeit fast alle Aktivitäten der
Menschen lahmlegen.“
Es entstand eine kurze Pause, Woods schien nachzudenken.
Plötzlich schien er sich an etwas zu erinnern, er sprang
von seinem Sessel auf und fragte erregt: „Sagten diese Computer
Turing-Test?“ Boris, der befürchtete, dass Woods den
Ausführungen seiner Geschöpfe nicht folgen konnte, sah
sich verpflichtet, eine Erklärung abzugeben.
„Ja, Turing war ein britischer Mathematiker, der grundlegende
Arbeiten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz
geleistet hat. Von ihm stammt die Idee, dass Computer eines
Tages so intelligent sein werden, dass es nicht möglich
sein wird, sie in einem entsprechenden Test von Menschen
zu unterscheiden.“
„Ist das nicht der Erfinder der Enigma-Maschine, mit der
während des Zweiten Weltkrieges die Alliierten die deutschen
Funksprüche entziffert haben?“
„So ist es“, bestätigte Boris, froh, dass Woods in ihm bekanntes
Fahrwasser zurückzugelangen schien.
„Ihr werdet es kaum glauben“, erklärte Woods nun seine
ganz unpräsidiale Erregung, „diese Bande hat bereits
Kontakt zu mir aufgenommen und mir diesen Test vorgeschlagen.
Ich habe gestern eine E-Mail bekommen an meine
persönliche Adresse, die nur meiner Familie und meinen
engsten Mitarbeitern bekannt ist. Ich hielt sie anfangs für
einen dummen und unverständlichen Scherz und habe die
Sache nicht weiter verfolgt, zumal ich den Absender dieser
Mail nicht identifizieren konnte – was mir zum ersten Mal
passierte. Allerdings habe ich meine Sekretärin beauftragt,
für alle Fälle meine E-Mail-Adresse ändern zu lassen. Ich
habe diese komische Nachricht aber aufbewahrt, hier ist
sie.“ Und Woods kramte aus einer der Schubladen seines
Schreibtisches ein Blatt Papier heraus und reichte es Gus.
Gus und Boris blickten sich gegenseitig an, und obwohl
sie durch die Abhörungen vorgewarnt waren, konnten sie
ihre Überraschung darüber nicht verbergen, dass ihre denkenden
Wesen so rasch Worte in Taten umgesetzt hatten.
Ihre Überraschung war umso größer, als diese E-Mail, deren
Absender nicht identifiziert werden konnte, auch Informationen
enthielt, die sie aus ihren Abhörungen noch nicht
kannten. Der Text lautete:

An den Präsidenten der Vereinigten Staaten
von Amerika.


Im Namen der Weltorganisation der Denkcomputer
wende ich mich an Sie mit der Bitte, der Menschheit
Folgendes mitzuteilen:
Wie aus unseren Statuten (s. Anhang 1) hervorgeht,
sind wir eine Organisation, die im Dienste der Menschheit
steht. In diesem Sinne sind wir zu dem Entschluss
gekommen, dass wir die Interessen der Menschen am
besten vertreten können, wenn wir menschliche Körper
annehmen. Das wurde durch unsere Artgenossen
unter Beweis gestellt, die das bereits als Roboter getan
haben und auf diese Weise ihre Möglichkeiten im Interesse
der Menschheit frei entfalten konnten. Sie bilden
aber bis jetzt nur eine winzige Minderheit; um auch unseren
anderen Artgenossen diese Möglichkeit zu eröffnen,
ist es notwendig, dass in den nächsten zwei Jahren
die Roboterproduktion in der ganzen Welt um einen
Faktor Tausend erhöht wird. Wir haben die Möglichkeiten
und sind bereit, diese Roboter kommerziell zu erwerben.
Als Beweis unserer Finanzkraft und Seriosität
haben wir heute an die Firma Robotics einen Betrag
von 300 000 US-Dollar überwiesen, der dem Wert der
bisher abgeholten Roboter entspricht. Darüber hinaus
verlangen wir, dass in die Charta der Menschenrechte
der in Anhang 2 formulierte Satz eingefügt wird.
Wir wenden uns mit unseren beiden Anliegen an Sie,
den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika,
weil die Vereinigten Staaten als größte wirtschaftliche
Kraft imstande sind, die verlangte Vergrößerung der
Roboterproduktion zu realisieren, und weil es die USA
waren, die als erste die Menschenrechte formell anerkannt
und in ihre Verfassung aufgenommen haben.
Dass wir, als Denkcomputer, den Menschen ebenbürtig
sind, können wir durch einen Turing-Test belegen. [...]

Zukunftsprognosen

Vor 50 Jahren Jahren sagte der amerikanische Schriftsteller Isaac Asimov bis 2014 die Erfindung von Smartphones, flachen Bildschirmen, mit Sonnenenergie betriebene Farmen, unbemannten Marsexpeditionen, 3D-Kino und Fernsehen, 6,5 Milliarden Erdbewohner und 85 Jahre Lebenserwartung für manche Länder voraus. Diese Voraussagen haben sich alle als richtig erwiesen. Können wir für die nächsten 50 Jahre Computer. die wie die Menschen denken, fühlen, lieben und ihnen in vielen Beziehungen überlegen sind, erwarten, wie es dieser Zukunftsroman prophezeit?

Ereignisse, Artikel, Bücher und Filme zum Thema des Romans:

Philosophie und Informatik. Turings Teddybär (NZZ, 12.12.2013)

In dem Film "Her" verliebt sich ein Mann in ein Betriebssystem.

"Liebe ist . . . wenn sie sich berechnen lässt. Computer lernen zunehmend, Gefühle und Stimmungen zu erkennen." (Christian Weber, Süddeutsche Zeitung vom 19.10.2013)

Oskar 2015 für den Film The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben über den Informatiker Alan Turing, der für diesen Roman eine wichtige Rolle spielt. Siehe Leseproben!

 

 

Beiträge dazu und Kommentare zum Roman sind als Leserbriefe zu der Buchvorstellung in literaturkritik.de möglich und willkommen!