Das Geheimnis in Goethes Liebesgedichten
von Wilhelm Solms
Verlag LiteraturWissenschaft.deMarburg an der Lahn 2014
178 Seiten
ISBN 978-3-936134-44-5
Preis: 14,90 €
Wilhelm Solms versucht zu zeigen, was Goethes Gedichte über seine geheimgehaltene Liebe offenbaren. Dabei erscheinen manche Gedichte, mit denen die Kommentatoren bisher wenig anfangen konnten, in einem neuen Licht.
"Die Frauen mochten ihn – und er mochte die Frauen. Doch wer Goethe am nächsten stand, darüber streiten sich die Literaturwissenschaftler seit Jahren. Ein neues Buch stützt nun eine These, die der Goethe-Gesellschaft und der Stiftung Weimarer Klassik gar nicht gefällt ..." (Saarbrücker Zeitung, 21.6.2014)
"Die Goethe-Gerontokratie ist zum diesjährigen Geburtstagsjubiläum des Dichterfürsten in ihrem festgefahrenen Rezeptionsbild erschüttert worden. Denn Wilhelm Solms stellte am Frauenplan auf der Freifläche des „Versilia“ sein im Mai 2014 erschienenes Buch “Das Geheimnis in Goethes Liebesgedichten“ vor, und es darf schon jetzt nach fast ausverkaufter Erstauflage prophezeit werden, dass es die Literaturwissenschaftsszene und die kleinstädtische Weimarer Historiendenkart unsanft aus dem Dornröschenschlaf katapultieren wird." (tabularasa 9/2014)
Das Buch ist im Mai 2017 in einer überarbeiteten und dabei erheblich erweiterten Neuauflage erschienen. Die Erstausgabe ist nicht mehr lieferbar. Wenige Restexemplare können über Amazon bestellt werden.
Zum Inhalt
Goethes Geliebte: Wurde darüber nicht schon genug geschrieben? Wilhelm Solms versucht, die Wahrheit über die Liebesbeziehungen aufzudecken, die im Gewand der Gedichte ein Geheimnis bleiben. Im Zentrum seiner Recherche steht die Auseinandersetzung mit zwei Thesen: Die eine wird vom Vorstand der Goethe-Gesellschaft und der Stiftung Weimarer Klassik vertreten und besagt, dass Charlotte von Stein die geheime Geliebte in seinen Versen an Lida und vielen späteren Gedichten ist. Die andere, wonach es die Herzogin Anna Amalia ist, wird von Ettore Ghibellino und seinem Kreis vertreten. Das Buch setzt Stein für Stein das Puzzle zusammen, auf dem dann das Bild von Anna Amalia erscheint, rückt aber auch die These zurecht, dass Goethes nach der Rückkehr aus Italien verfassten Liebesgedichte nur von seiner „verbotenen Liebe“ zu dieser sprechen.
Das Buch ist im Mai 2017 in einer überarbeiteten und dabei erheblich erweiterten Neuauflage erschienen.
Autor
Wilhelm Solms, geb. 1937 in Lich, studierte Deutsche Literatur und Musik in München und Wien und promovierte mit einer Dissertation über Goethes „West-östlicher Divan“. Von 1977 bis 2001 lehrte er als Professor für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Universität Marburg. Seine beibehaltenen Forschungsthemen sind Goethe, Grimms Märchen, „Literatur-Zigeuner“ und der Antiziganismus.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorbemerkung 7
I: Gedichte des jungen Goethe
1. Buch Annette 13
2. Sesenheimer Lieder 17
3. Gedichte an Lili 26
II: Gedichte aus dem ersten Weimarer Jahrzehnt
4. Verse an Lida 37
„Glück ohne Ruh“ im ersten Weimarer Jahr 39
Ein kaum getrübtes Glück zu Anfang der achtziger Jahre 56
Geheimnisse in Epigrammen und Stanzen von 1784 68
III: Spätere Gedichte
5. Erotica 77
6. Römische Elegien 83
7. Venezianische Epigramme 93
8. Epigramme und Lieder 99
9. Lieder und gesellige Lieder 104
10. Sonette 110
11. Buch Suleika 117
12. Marienbader Gedichte 128
13. Rückblicke 143
Anmerkungen 157
Literaturverzeichnis 170
Register der Gedichtanfänge und -überschriften 174
Register der Frauen um Goethe 176
Leseproben
In der Elegie hat der Dichter die Lösung des Rätsels, „Wer dein Liebchen sey“, verraten. „Dort [in seinem Herzen] regt sie sich in wechselnden Gestalten / Zu vielen bildet Eine sich hinüber.“ Die Eine und Einzige nimmt die Gestalt der Liebchen an, die den Dichter vorübergehend angezogen und zum Dichten inspiriert haben. Versucht er, diese Gestalten festzuhalten, lösen sie sich in ein „Luftgebild“ auf, und was in seinem Herzen zurückbleibt, ist das „Bild der Lieben“, eine Formulierung, mit der er verständigen Lesern verrät, dass eine Liebe gemeint ist, und die „Anecdotenjäger“, die viele Lieben entdecken wollen, bewusst in die Irre führt. (S. 155)
Wenn der Dichter zweimal seine Geliebte mit einer Göttin, mit Ceres und Venus, und sich selbst, den „freien, rüstigen Freund“ (Elegie II.) mit einem „rüstigen Krieger“ und einem „rüstigen Freund“ vergleicht, wenn er sein Geheimnis nicht preisgibt, weil er die Reaktion der „Könige“ fürchtet, und wenn er hofft, dass die „geliebten Lieder“: die Römischen Elegien, den „Quiriten“: den verständigen und vorurteilsfreien Lesern, dieses Geheimnis zuletzt entdecken, dann hat Goethe hier seine geheim gehaltene Liebesbeziehung zu Anna Amalia offenbart.
Damit widerruft er aber nicht das Liebesglück mit der Römerin und mit Christiane, das er in den vorausgehenden Elegien besungen hat. Vielmehr dürfte ihn die Erinnerung an diese beiden Liebschaften zugleich an das Glück seiner großen Liebe zu Anna Amalia erinnert haben. (S. 92 f.)